Donnerstag, 24. April 2014

London calling..

Jetzt ist das ja auch schon bald einen Monat her. Umso dringlicher natürlich die Berichterstattung.
2 Tage also nach dem Tag des Schweins gings los. Ich rollerte mit Köfferchen zum Flughafen und wähnte mich im entspannten Vorteil, als ich noch nicht - wie ALLE anderen - aufstand und mich in die endlos scheinende Schlange vor dem Gate stellte, als sich eine Dreiviertelstunde vor planmäßigem Abflug die ersten Fluggesellschaftsmitarbeiter an eben diesem zeigten. Natürlich kümmerten die sich einen feuchten Händedruck um die wartenden Massen und schäkerten völlig unbeirrt miteinander über gestriges Fernsehprogramm und Wetter und Gerüche von ehemaligen Kollegen (!). Pünktlich öffneten sie dann die Abfertigung am Gate und mussten sich einige ungeduldige Kommentare anhören. Ich lachte mir ins Fäustchen und erinnerte mich zum wiederholten Mal an die südafrikanische Gelassenheit und wie sie so überhaupt keine Chance hier haben würde.
Mein Lachen verging mir allerdings, als ich beobachtete, dass der Fluggesellschaftsmitarbeiter eine Mitreisende sehr bestimmt darauf aufmerksam machte, dass nur EIN Gepäckstück an Bord erlaubt sei, und sie ihr Handtäschchen gefälligst in Handgepäckskoffer bugsieren sollte. Ich tat also gleiches und musste prompt seiner Aufforderung nachkommen, mein Köfferchen in seinem ausgebeulten Zustand in den dafür vorgesehenen Umfangsmesser der Airline zu stopfen. Machte ich also, passte auch, aber ich klemmte mir so ungeschickt den Daumen, dass dieser verdächtig anschwoll, der Nagel sich unschön verfärbte und ich mich schon wimmernd im Kreiskrankenhaus London-Gatwick sah.
So schlimm endete es dann nicht, aber der Finger tat in den nachfolgenden Tagen noch höllisch weh und auch heute noch habe ich einen warnenden blaurotvioletten linken Daumennagel. Nächstes Mal also ungebeulter packen! Oder andere Fluggesellschaft wählen..
Ankunft in Gatwick und Weiterreise nach London unproblematisch, dank bester Vorbereitung durch Freundin Imke selbst, aber auch durch meine Last-Minute-Wissensansammlung: Reiseführer erst im Landeanflug anlesen und ganz hinten bei "Wissenswertes in Kürze" anfangen.
Etwas später als erwartet kam ich an der Victoria-Station an, wo ich mich mit Imke verabredet hatte. Wer kann auch ahnen, dass die britische Bahn mehr als pünktlich und zwar 1 Minute vor planmäßiger Abfahrt die Türen der Züge unwiderruflich schließen und Fahrstühle auch keine geeigneten Alternativen zu überfüllten Rolltreppen darstellen.
Obwohl wir keinen bestimmten Treffpunkt ausgemacht hatten, haben wir uns ziemlich direkt getroffen. Ist ja auch nicht gerade klein, diese Victoria-Station. Dennoch stand eine aufmerksam umherschauende Baase unterm 'Meeting-Point'-Schild und so lagen wir uns nach gut einem halben Jahr wieder in den Armen. Wie schön!
Gut warm und sommerlich war es. Da sah man auch an der Vielzahl Menschen, die in kurzen Buksen und Flipflops unterwegs waren. Imke bestätigte meinen ersten Gedanken "Immer diese peinlichen deutschen Touristen, die sich beim ersten Sonnenstrahl gleich nackig machen müssen, egal wo auf der Welt", jedoch musste sie aufklären, dass es sich hier selten um Deutsche, nahezu immer aber um die Briten selbst handele.
Konnte das in den kommenden Tagen zum Glück weiter beobachten, weil das Wetter sich freundlichst hielt und die Briten weiter das Klischee bedienten.
Den Rest des Samstags verbrachten wir auf dem ein oder anderen Markt, die mich sehr an Kapstadt erinnerten, weil es auf ihnen viele Stände mit Essen in jeder Form und Farbe gab. Selbstgebackenes, Regionales, verrückte Kombinationen, riesige Portionen, einfach und doch so besonders.
Nach einer kleinen Stärkung gigns also zum Touristischen.
Imke vor the shard, in bester Fotopräsentierpose
Eigentlich galt der Blick aber natürlich ihr
Covent Garden außen
Covent Garden innen
aha, da lugt er schon hervor..
und da is er
hier verblasst er allerdings auch gleich wieder ob des Vordergrunds
Paris?? - nix da.
Frühlingsgefühle
Paris?? - nix da. II
Baase vor Buckingham Palace - warum schreit sie denn so?
Den Abend ließen wir dann ruhig ausklingen, bei einer gediegenen Portion "Takliatelle mit Forelle" (Pasta eben) im Baasenham Palace. Dieser liegt übrigens im sehr schönen Stadtteil The Angel/Islington, nahe dem Regent's Canal und gar nicht weit von allem, was wichtig ist.
Den Sonntag ließen wir bei einer guten Portion Pancakes anlaufen, im Breakfast Club, so gehört sich das.
Ausflugsziel anschließend Greenwich auf der anderen Seite der Themse und der Stadt, quasi. Beim Royal Observatory ließen wir uns es natürlich auch nicht nehmen, unsere fotografischen Späße mit dem guten alten Nullmeridian zu treiben.

Auch wenn ich anfangs nicht schnallen wollte, warum alle bei diesem Ausblick
ein Foto von sich vor der ollen Backsteinwand machten. Aber hab ich dann ja auch noch kapiert..
Mit dem Schiff sollte es flußaufwärts zurück Richtung City gehen. Beim Warten auf den Hurricane Clipper schnell noch einen Klassiker
und wenn man einmal nicht hinkuckt..
Der Clipper-Katamaran bot uns dann Aussichten auf diverse Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus (etwas nebelig allerdings, weil Scheibe nicht ganz so blank geputzt).
Tower Bridge
auch immer einen Blick in den Rückspiegel werfen
Tower of London
Herr Fosters 'Gherkin'
musste schnell gehen..
St. Paul's Cathedral - hinter modernen Fassaden
und schließlich der berühmte Baasilisk..
Wieder an Land fielen uns weitere schöne Motive auf.
modernes Wohnen am Regent's Canal
schwimmendes Wohnen am Regent's Canal
Der nächste Tag hielt für Imke Arbeit bereit und für mich den Besuch im British Museum, quasi gleich um die Ecke von Imkes Arbeit. Viiiel zu sehen gabs. Von jetzt, früher und sehr viel früher.
"As well as being an alarm clock, this machine greets the user with a hot cup of tea. No more cold journeys to the kitchen on winter mornings to make the first drink of the day." - Die spinnen, die Briten.
wieder der Herr Foster, der in der Lobby des Museums am Werk war
Nach der gemeinsamen Mittagspause mit Imke im Park, wo der durchschnittliche Brite gerne seine Mittagspause verbringt, mit etwas sandwichartigem als Stärkung, was man in irgendeinem der gefühlt hundert Snacks-to-go-Läden an derselben Straßenecke gekauft hat.
Den Nachmittag verbrachte ich bei einer unfassbar lustigen und irrsinnig informativen Stadtführung. Ich bin noch immer begeistert, dass der Guide es geschafft hat, uns fast dreieinhalb Stunden durch die Stadt zu jagen ohne einmal das Gefühl von Langeweile oder Langwierigkeit aufkommen zu lassen. Mit Abstand die beste Führung, die ich je mitgemacht habe.
Umso mehr tat es mir in der Seele weh, dass ich zum Zeitpunkt der Führung tatsächlich nicht einen einzigen Penny bei mir hatte. Dementsprechend konnte ich auch am Ende keinen Obulus an den Guide geben. Mein Gewissen beruhigte ich dann wenigstens mit einer Lobesmail an den Veranstalter über die entsprechende Stadtführerin.
Abends belohnten wir meine dann doch müden Beine mit einer ordentlichen Portion Fish and Chips. Das war gut!
klassisch noch dabei: Pea mash, konnte man auch essen
Naja und danach kam das Highlight quasi der Reise. Die Baase und die Tonn im Musical.
Wir waren gefühlt die einzigen, die die Show gefeiert haben. Das war wirklich überraschend. Machte uns natürlich gar nichts aus. Etwas leid tat mir allerdings, dass die Sängerinnen und Sänger wegen des augenscheinlichen Desinteresses das Publikum fragen mussten, ob sie eine Zugabe spielen sollten. Bei dieser waren ungelogen Imke, ich und ein Herr uns gegenüber die einzigen, die aufgestanden sind und geklatscht haben. Sonderbar, aber so toll trotzdem. Mamma Mia! war es übrigens, für diejenigen, die es nicht gleich selbst erkannt haben.
Der nächste Vormittag gab mir nochmal die Möglichkeit die Tate Modern zu besuchen, das "weltweit größte Museum für moderne Kunst" (so schreibts Wikipedia). Das war auch riesig und viel Kunst. Von der Terrasse hat man einen schönen Panorama-Blick auf die Skyline Londons, hab ich mir nicht nehmen lassen.
Daran anschließend begab ich mich auf einen Spaziergang entlang der Themse, immer die Tower Bridge im Blick. Die sollte noch überschritten werden.
Erst gabs noch eine kleine Lunchbreak - ganz London-Style
Na und die zwei roten Freunde mussten sich natürlich auch nochmal in den Vordergrund drängen.
Und schließlich war ich drauf und das war dann schon beeindruckend.
Als letzte touristische Attraktion schlängelte ich mich die 311 Stufen des Monument (offiziell: The Monument to the great fire of London) hoch, von wo aus ich einen herrlichen 360°-Blick über die Stadt hatte. Und alles für noch nicht mal ein Fünftel des Eintritts vom London Eye.
Schließlich stattete ich der schwerst arbeitenden Imke einen letzten Besuch ab und dann hieß es Abschied nehmen. U-Bahn und Bahn brachten mich zurück nach Gatwick, diesmal nahm ich die ganz normalen Treppen, erschien mir am sichersten, und ich fühlte mich tiptop vorbereitet, als ich meinen Rollkoffer als einziges Gepäckstück auf das Band der Sicherheitskontrolle legte. Da konnte mich dann auch nicht mehr schocken, dass ich fast den kompletten Inhalt meines Köfferchens auspacken und einzeln aufs Band legen, meine Stiefel ausziehen und sogar das Strickjäckchen ablegen sollte. Safety first, is klar!
Das war London. Und ich muss einfach nochmal hin, weils so schön war und aber auch noch sooo viel zu erleben gibt.